Mosasaurus

Mosasaurus

Skelettrekonstruktion von Mosasaurus hoffmannii

Zeitliches Auftreten
Oberkreide (Campanium bis Maastrichtium)
83,6 bis 66 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Sauropsida
Schuppenkriechtiere (Squamata)
Mosasauroidea
Mosasaurier (Mosasauridae)
Mosasaurinae
Mosasaurus
Wissenschaftlicher Name
Mosasaurus
Conybeare, 1822
Arten
  • Mosasaurus hoffmannii
  • Mosasaurus missouriensis
  • Mosasaurus conodon
  • Mosasaurus lemonnieri
  • Mosasaurus beaugei

Mosasaurus („Echse von der Maas“) ist die Typusgattung der Mosasaurier (Mosasauridae), einer ausgestorbenen Familie großer Meeresreptilien aus der Zeit der Oberkreide. Die Gattung war namensgebend für die Mosasauridae, Schuppenkriechtiere, die hochgradig an eine aquatische Lebensweise angepasst waren. Mosasaurus war einer der letzten, am weitesten entwickelten und größten Mosasaurier.

Bei den Schädeln, die in den späten Jahren des 18. Jahrhunderts in einem Kreidesteinbruch in der Nähe der niederländischen Stadt Maastricht gefunden wurden, handelte es sich um die frühesten der Wissenschaft bekannten Fossilien. Ursprünglich wurde angenommen, dass sie die Knochen von Krokodilen oder Walen waren.

Das erste Fossil, der Schädel des Holotypus (NMHN AC. 9648), wurde etwa 1770 von niederländischen Bergleuten in der Nähe von Maastricht gefunden. Nach dem Einmarsch französischer Truppen wurde der Schädel 1794 als Kriegsbeute nach Paris gebracht und erlangte mit dem Spitznamen „großes Tier von Maastricht“ Bekanntheit. Im Jahr 1808 kam der Naturforscher Georges Cuvier zu dem Schluss, dass es sich um eine riesige Meereseidechse handelt, die Ähnlichkeiten zu Waranen aufweist, sich aber ansonsten von allen heute bekannten Tieren unterscheidet. Diese Auffassung war zu dieser Zeit revolutionär und trug dazu bei, die sich damals entwickelnden Vorstellungen des Aussterbens von Lebewesen zu unterstützen. Mosasaurus war somit das erste Reptil, bei dem anerkannt wurde, dass es eine nicht mehr existierende Art aus einer Vorwelt war. Zuvor hielt man Fossilien für Überreste rezenter (oder vielmehr unveränderlicher) Arten. Cuvier gab dem neuen Tier jedoch keinen wissenschaftlichen Namen; dies tat der britische Paläontologe William Daniel Conybeare im Jahr 1822.[1] Er nannte es Mosasaurus in Bezug auf den Fossilfund in der Nähe der Maas. Die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Mosasaurus und modernen Reptilien sind umstritten und die Frage, ob seine nächsten lebenden Verwandten Warane oder Schlangen sind, ist nach wie vor Bestandteil des wissenschaftlichen Diskurses.

Sein je nach Art breiterer oder schmalerer Schädel war mit robusten Kiefern mit großen Zähnen und starken Muskeln ausgestattet, die einen starken Biss ermöglichten. Seine vier Extremitäten waren zu robusten Paddeln geformt, um das Tier unter Wasser zu steuern. Sein Schwanz war lang und endete in einer paddelartigen Flosse, der nach unten gebogen war. Mosasaurus war ein Prädator, der einen schlechten Geruchssinn, dafür aber ein hervorragendes Sehvermögen hatte; außerdem eine hohe Stoffwechselrate, die darauf hindeutet, dass er endotherm (warmblütig) war, womit die Mosasaurier unter den Schuppenkriechtieren eine Ausnahme bilden würden. Die Klassifizierung von Mosasaurus war aufgrund einer unklaren Diagnose des Typusexemplars historisch problematisch. Infolgedessen wurden in der Vergangenheit über fünfzig verschiedene Arten der Gattung zugeordnet. Eine erneute Diagnose des Typusexemplars im Jahr 2017 trug zur Lösung des Taxonomieproblems bei und bestätigte, dass mindestens fünf Arten zur Gattung gehören. Weitere fünf Arten, die noch nominell in Mosasaurus klassifiziert sind, sollen in einer künftigen Studie erneut untersucht werden. Jede Art zeichnet sich durch einzigartige anatomische Merkmale aus, vom robust gebauten M. hoffmannii bis zum schlanken und schlangenförmigen M. lemonnieri.

Lebendrekonstruktion von M. hoffmannii

Die Typusart und gleichzeitig größte Art der Gattung, M. hoffmannii, erreichte wahrscheinlich knapp 18 Meter Gesamtlänge. Gideon Mantell benannte 1829 die Art nach dem vermeintlich an der Bergung des Schädels beteiligten Militärchirurgen Johann Leonard Hoffmann.[2]

Fossile Beweise deuten darauf hin, dass Mosasaurus in einem Großteil des Atlantischen Ozeans und der angrenzenden Gewässer verbreitet war. Mosasaurus-Fossilien wurden in Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika, Westasien und der Antarktis gefunden. Diese Verbreitung umfasste ein breites Spektrum ozeanischer Klimazonen, einschließlich tropischer, subtropischer, gemäßigter und subpolarer Klimazonen. Mosasaurus war ein häufiges großes Raubtier in diesen Ozeanen und eine dominante Gattung, die an der Spitze der Nahrungskette stand. Wissenschaftler glauben, dass er praktisch jedes Tier erbeutete; in seinem Beutespektrum befanden sich Fische, Haie, Kopffüßer, Vögel und andere Meeresreptilien wie Meeresschildkröten und andere Mosasaurier. Vermutlich jagte er bevorzugt im offenen Wasser nahe der Oberfläche. Aus ökologischer Sicht hatte Mosasaurus wahrscheinlich einen tiefgreifenden Einfluss auf die Struktur mariner Ökosysteme. Die Verbreitung an einigen Orten wie dem Western Interior Seaway in Nordamerika veränderte die Fauna stark. Obwohl Mosasaurus mit anderen großen räuberischen Mosasauriern wie Prognathodon und Tylosaurus, die sich von ähnlichen Beutetieren ernährten, in Konkurrenz stand, konnten die Gattungen durch Nischendifferenzierung in denselben Ökosystemen koexistieren. Mehrere Fossilien illustrierten Angriffe auf Mosasaurus-Individuen durch Tylosaurus und durch Artgenossen. Vermutlich fanden Rangkämpfe in Form von Bissen statt, wie sie heute bei Krokodilen zu beobachten sind.

  1. William D. Conybeare: Fossil crocodiles and other saurian animals. In: James Parkinson: Outlines of oryctology. An introduction to the study of fossil organic remains; especially those found in the British strata: intended to aid the student in his enquiries respecting the nature of fossils, and their connection with the formation of the earth. Printed for the author, London 1822, S. 284–304, hier S. 298.
  2. Gideon Mantell: A Tabular Arrangement of the Organic Remains of the County of Sussex. In: A Tabular Arrangement of the Organic Remains of the County of Sussex. In: Transactions of the Geological Society of London. Series 2, Bd. 3, Nr. 1, 1829, ZDB-ID 352250-7, S. 201–216, hier S. 207, doi:10.1144/transgslb.3.1.201

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